Endlich offiziell gewählter Vorsitzender, aber in einer außergewöhnlichen Zeit. Wie fühlt es sich an?
Sehr gut. Ich bin dankbar und froh zugleich. Dankbar für den großen Vertrauensvorschuss, den mir die Delegierten des BBB-Hauptausschusses gewähren. Froh, dass die Übergangsphase so kurz wie möglich gehalten werden konnte. Diese Wahl ist nicht nur im Innenverhältnis wichtig, sondern gerade in der aktuellen Phase auch als Zeichen der Handlungsfähigkeit des BBB von Bedeutung. Der BBB ist DIE Interessenvertretung für alle Beschäftigtengruppen des öffentlichen Dienstes im Freistaat. Der Verantwortung, die mit der Aufgabe verbunden ist, bin ich mir bewusst. Ich werde demütig, aber mit vollem Engagement diese Herausforderung annehmen.
Welche langfristigen Ziele haben Sie sich gesteckt? Wofür wollen Sie als Vorsitzender stehen?
Der öffentliche Dienst ist der Stabilitätsanker in unserer Gesellschaft. Auf sein Funktionieren kann man sich im Freistaat verlassen. Nicht nur in zurückliegenden Krisen, aber besonders auch da, haben Beamte wie Tarifbeschäftigte dies ein ums andere Mal eindrucksvoll unter Beweis gestellt.
Als Vermittler zwischen den Beschäftigten und der Politik im Freistaat ist es mein Ziel, den öffentlichen Dienst als modernen, attraktiven Arbeitgeber weiter zukunftsfähig zu machen. Dazu gehören u. a. eine Digitalisierung, die die Belange der Beschäftigten und deren Qualifizierungschancen berücksichtigt, eine motivierende Nachwuchswerbung, um im Wettstreit um die besten Köpfe nicht das Nachsehen zu haben, und zukunftssichere berufliche Perspektiven.
Wie in den „Bilanzen“ des BBB nachzulesen ist, war die Zusammenarbeit mit der Staatsregierung und dem Bayerischen Landtag sehr lohnend für den öffentlichen Dienst. Der BBB wird als Verhandlungspartner geschätzt und gehört. Er hat ein sehr gutes Standing bei den politischen Entscheidungsträgern. Dies ist keine Selbstverständlichkeit. Daran muss ständig gearbeitet werden. Darüber hinaus bietet ein gutes Miteinander mit den Landesbünden und dem dbb beamtenbund und tarifunion auch langfristig die Chance, Bestrebungen wie z. B. der Einführung von Einheitsversicherungen wirkungsvoll Paroli zu bieten.
Als Polizeibeamter habe ich in meinen 38 Dienstjahren immer in Gruppen und Teams gearbeitet. Ich bin daher ein ausgeprägter Teamplayer. Das Zusammenführen von Einzelnen hin zu einer stärkeren Gemeinschaft ist mir wichtig. Die Integration der unterschiedlichen Gruppierungen innerhalb der großen „Beamtenbundfamilie“ ist mir wichtig. Gerade in einer Gesellschaft, die zu zersplittern droht, in der Egoismen immer mehr Bedeutung zu haben scheinen, ist der Zusammenhalt einer großen und für den öffentlichen Dienst bedeutenden Organisation, wie sie der BBB ist, entscheidend für die Durchsetzungsfähigkeit von Interessen der Beschäftigten.
Was sagt Ihre Frau zu Ihrem neuen Job?
Meine Frau hat mir das OK zur Kandidatur für den BBB-Vorsitz gegeben. Ohne ihre Unterstützung und die von ihr gewährten Freiräume hätte ich in den 30 Jahren unserer Ehe weder im Beruf noch in der Gewerkschaft bzw. in der Personalvertretung so viel erreichen können. Sie weiß, dass ich immer wieder neue Herausforderungen suche. Sie ist aber auch diejenige, die mich einbremst und darauf achtet, dass ich es nicht übertreibe.
Ihre größte Stärke? Und verraten Sie uns auch Ihre größte Schwäche?
Das Zusammenführen und Integrieren ist glaube ich tatsächlich meine größte Stärke. Das Ordnunghalten auf meinem Schreibtisch definitiv meine größte Schwäche.
Etwas, was Sie gleich zu Beginn loswerden wollen?
Die Gemeinschaft und das füreinander Eintreten zeigen sich in einer Berufsvertretung gerade auch in Zeiten wie diesen. Die Fachgewerkschaften und wir als Spitzenorganisation haben ein besonderes Augenmerk auf den Arbeitsschutz und die Gesunderhaltung unserer Beschäftigten. Dabei sind die Einhaltung der Hygiene- und Abstandsregelungen von besonderer Bedeutung; im Umgang unter uns und mit den Bürgern. Auch wenn Lockerungen der bisherigen Beschränkungen uns in einen „normaleren“ Alltag zurückführen, ist die Gefahr der Ansteckung nicht vorüber. In diesem Sinne: Achten Sie auf sich und Ihr persönliches Umfeld und bleiben Sie gesund!
Foto: Andreas Gebert/BBB